Ich rezensiere hier die Publikation Lyrik, Landschaften und Sprache in der Uckermark aus dem Schibri-Verlag.
Auch aus dem Dichterzirkel Uckermärkischer Heidstruk in Templin stammt diese Veröffentlichung.
Der Uckermärkische Heidstruk ist ein seit 1978 existierender Zusammenschluss von Dichtern aus dem Templiner Raum, der vor allem durch Veröffentlichungen regionaler Mundart und Kurzgeschichten zur Uckermark auf sich aufmerksam gemacht hat.
Der Inhalt
Das hier vorliegende Buch enthält 89 Gedichte und Kurzgeschichten, die zum Großteil die Initiatorin des Heidstruk, die Heimatdichterin Erna-Taege-Röhnisch ehren. Die Lyrik kommt etwa zur Hälfte in Gedichtform (zum Teil auch vertont) zur anderen Hälfte in Anekdoten daher. Märkisch Platt und Hochdeutsch werden munter gemischt. Dazu ist das Buch (etwa DIN A5 Größe) reichlich bebildert, wobei die Qualität der Photos hier deutlich besser ist, als in anderen Publikationen des Heidstruk, die ich bisher gesehen habe. Hier sind die Photos von guter Qualität (leider nicht alle) in das Buch integriert worden und ergänzen sogar das Thema. Wenn zum Beispiel ein Gedicht einen Gewittersturm schildert, ist dazu ein entwurzelter Baum abgebildet. Soviel Aufmerksamkeit seitens des Herausgebers macht Spaß.
Der Titel ist etwas irreführend. Lyrik kommt darin vor, Sprache auch aber eben keine Landschaften. Zumindest nicht Landschaften in dem Sinne, wie sie der Mehrzahl der Leser erwarten.
Die Unterteilung der Gedichte erfolgt in diesen Kategorien:
- Unveröffentlichte Texte von Erna-Taege-Röhnisch (6 Beiträge)
- Templin (14 Beiträge)
- Frühling (14 Beiträge)
- Sommer (24 Beiträge)
- Herbst (19 Beiträge)
- Winter (11 Beiträge + 1 abschließender Beitrag)
Neben Erna-Taege-Röhnisch findet man bekannte Namen aus dem Heidstruk wie Heinz Pantzier, Annemarie Giegler, Günter Schmedemann oder auch Max Lobedan vor. Die Gedichte und Anekdoten beschreiben die Natur, Empfindungen und Begebenheiten in der Uckermark, wobei die Begebenheiten oftmals aus dem persönlichen Erfahrungsschatz der Autoren stammen. Oftmals werden hier Eindrücke aus weit zurückliegenden Tagen geschildert (Krieg- oder Nachkriegszeit, unbeschwerte Kindertage), wo sich der Leser schon fragt, ob es nicht auch etwas aktueller oder gegenwartsbezogener sein könnte.
Die Gestaltung
Die Aufmachung verzeichnet positives wie auch verbesserungswürdiges. Für die Covergestaltung zeichnet wieder einmal Arite Nowak verantwortlich – der Symbolgehalt der in grün abgebildeten Wasserlandschaft mit der weißen Feder erschließt sich nicht für jeden. Die Integration der Photos von Wolf-Hasso-Seybold habe ich bereits zuvor gelobt. Warum nicht immer so?
Die Schrift ist ausreichend groß gesetzt, so dass alle Altersgruppen entspannt lesen können. Leider scheint die verwendete Schrifttype direkt aus dem Micrsoft Office Fundus zu stammen. Es geht doch auch deutlich weniger langweilig. Gerade wenn man so lyrische Themen bearbeitet. Die Aufmachung arbeitet typographisch sehr sparsam. Zuerst erscheint der Autor in einer verschieften Schrift (keine echte kursive), darunter der zentrierte Titel des Beitrags in Fettdruck und deutlich größer. Dann wird wild gemischt. Während die Anekdoten und Kurzgeschichten im Blocksatz gehalten sind, erscheinen die Gedichte in links- oder rechtsbündigem Flattersatz oder auch zentriertem Flattersatz. Das bringt zwar durch das stetige Mischen der Satzmethode Abwechslung in das Buch, die hätte man aber auch anders erzeugen können. Alle Schriften sind dazu nur Abwandlungen ein und derselben serifenlosen Grundschrift. Das wirkt dadurch unnötig einfallslos und lieblos gemacht.
Die einzelnen Themenkategorien zeigen da bessere Ansätze. In die Mitte einer einzelnen weißen Seite ist die Kategorie als schöner kursiver (dieses Mal „echt“ kursiv) fetter Font gesetzt, während rechts darunter eine versinnbildlichende Graphik platziert wurde, die unten und rechts mit einem Schmuckrand versehen wurde. Da ich diesen stlistisch nicht als sehr gelungen empfinde, hätte man den auch weglassen können. Ich kenne auch den Grund nicht, aber die Kategorieschrift wirkt deutlich verschwommen und ausgefranst. Vielleicht ist es nur eine drucktechnische Angelegenheit und kann bei einer erneuten Auflage behoben werden.
Fazit
Eine auffällige, ich nenne es jetzt mal Gedichtesammlungs-Publikation, die eine schöne Ansammlung von Lyrik aus dem Templiner Raum bietet. Das Verhältnis von Mundart und Hochdeutsch ist ausgewogen und führt den Leser ausreichend in das einst hier gesprochene Platt ein ohne ihn gleich damit zu erschlagen. Wenn das Niveau auch beim Layout gehalten worden wäre, hätte ich sicher eine Höchstwertung vergeben, so aber bleibt zumindest noch ein gut bis sehr gut übrig. Der Preis von 10 € ist gerechtfertigt.