Am östlichen Rand der Uckermark, dort wo die Terrassen der Grundmoräne zum Unteren Odertal steil abfallen und markante Sporne bilden, liegt der kleine Ort Stolpe.
Wahrzeichen von Stolpe ist der als Grützpott bekannte Stolper Turm – ein mittelalterlicher Bergfried, der auf einer Wallanlage slawischen Ursprungs über dem Ort thront.
Geschichte und Architektur
Die Spornlage machte es Angreifern sicher schwer ihn einzunehmen und ermöglichte zudem einen weiten Blick ins Land. Turmburgen sind in Norddeutschland eher die Ausnahme, zumal seine Herkunft im Dunkeln liegt. Der Zeitraum seiner Errichtung wird auf Ende des 12. Jahrhunderts geschätzt, ist aber urkundlich nicht belegt.
Dieser Teil der Uckermark war pommersches Gebiet, das sich formell unter dänischer Oberhoheit befand. Einen weiteren Hinweis auf den dänischen Ursprung liefern die Konstruktion und verwendeten Materialien des Turms. In dieser Zeit beherrschten die hier ansässigen märkischen Siedler die Backsteinbauweise in dieser Qualität noch nicht (selbst beim Bau des Klosters Chorin ein halbes Jahrhundert später wurde diese noch nicht erreicht) und auch für die Architektur des Grützpotts (außen ein Rundturm, innen ein oktogonaler Grundriß) gibt es mehr dänische als deutsche Vergleichsbauten.
Eine Untersuchung von Archäologen kommt zu dem Ergebnis, daß der Grützpott nur von Bauern der Umgebung errichtet worden sein kann. Dazu entnahm man Pflanzenpollen aus dem Mörtel der Mauern des Innenraums, welchen man über den unterirdischen Gang aus dem 19 Jahrhundert erreichte (vor der Wende war der Gang ein beliebter Abenteuerspielplatz für Kinder). Diese Pollen stammen, so Dr. Christof Krauskopf, nur von früh- oder spätblühenden Pflanzen, was auf die saat- bzw. erntefreie Zeit im bäuerlichen Jahresrhythmus schliessen lässt. Dieser Ozon-Bericht des RBB berichtet davon. Nach Ansicht des Autors tut das der dänischen Herkunft keinen Abbruch, da die Bauern dieser Zeit sicherlich im Frondienst standen.
Unbestritten ist aber der slawische Ursprung der Erdwälle, die sich ringförmig um den Turm ziehen. In der Ostkolonisation wurden vielfach bestehende oder auch aufgegebene slawische Siedlungen überformt und weiter genutzt. Das muß nicht immer mit Gewalt erfolgt sein.
Der Grützpott wird desöfteren auch als Burg bezeichnet wird, was irreführen kann. Suggeriert es doch, dass da früher „noch viel mehr gewesen sein könnte“ und mit dem Grützpott nur der Burgfried übriggeblieben sei. In Wirklichkeit wird da aber nicht viel mehr gewesen sein. Vielleicht noch eine Feldsteinmauer auf einem der Erdwälle und ein Stall aus Holz innerhalb der Anlage. Der Turm selbst war Burg und Wohnung zugleich, auch wenn das heute schwer vorstellbar ist. Aber früher musste man sich mit wenig Platz begnügen.
Abmessungen und Ausmaße des Turms
- Höhe: 26,5 m
- Durchmesser: 18 m
- Bereich, der unter der Erdoberfläche liegt: 10 Meter
- Mauerstärke: zwischen 6 m (Basis) und 4 m (Burgsaal)
- Wohnfläche: ca. 76 qm
Diese Ausmaße machen den Stolper Grützpott zu einem der mächtigsten Bergfriede in ganz Deutschland.
Zerstörung und Dornröschenschlaf
Über die weitere Geschichte des Turms ist nicht allzu viel bekannt. Als gesichert gilt, dass der damals von der Stolper Adelsfamilie von Buch bewohnte Turm im Jahr 1445 durch den Brandenburgischen Kurfürsten erobert und niedergebrannt wurde. Die Familie von Buch durfte den Turm zwar behalten, entschied sich dann aber gegen den Wiederaufbau. Die finanziellen Mittel steckte man lieber in den Aufbau des Schlosses von Stolpe.
Sanierung und Öffnung für Besucher
Erst ab 1991 wurden zaghafte Versuche unternommen, die Bausubstanz des Turmes zu sichern bzw. wiederherzustellen. Aber erst ab 2008, nach einer umfangreichen Sanierung mit Mitteln der EU, Der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, des Landes Brandenburg und weiterer Ämter und Behörden konnte der Turm den Besuchern wieder zugänglich gemacht werden. In Zusammenarbeit mit dem Angermünder Tourismusverein entstand auch ein Nutzungskonzept.
Den Zugang über die außen angelegte Metalltreppe sieht zwar etwas abenteuerlich aus, aber die damaligen Bewohner mussten noch viel höher steigen – der jetzige Zugang in 5 Metern Höhe ist nachträglich in die Turmlaibung gebrochen worden.
Öffnungszeiten
Regulär ist der Turm zwischen Anfang April bis Ende Oktober geöffnet.
Mittwoch bis Sonntag: zwischen 10 – 12 und zwischen 14 – 16 Uhr
Führungen
Führungen vom Turmverlies bis zur Aussichtsplattform, auf der Sie alles Wissenswerte zum Turm, zur Geschichte und zum Ort Stolpe selbst erfahren, finden jeden Sonntag statt.
Preise
- Die Führung kostet pro Person 3 € (für Kinder bis 12 Jahren frei)
- Bei Gruppen ab 25 Personen 2,50 € pro Person
- Schulgruppen (Grundschule): 50 Cent pro Schüler
- Schüler jenseits des Grundschulalters: 1 € pro Schüler
- Der normale Eintritt (nur Burgsaal und Aussichtsplattform) beträgt pro Person 1,50 €.
Turmführungen ab 8 Personen können ganzjährig beim Dorfverein Stolpe gebucht werden. Die Telefonnummer finden Sie im rechten Infoblock auf dieser Seite.
Blick von der Aussichtsplattform
Von der Aussichtsplattform bietet sich dem Besucher ein wundervoller Panoramablick über diesen Teil des Oderbruchs. Einen Photoapparat bzw. ein Fernglas sollten Sie unbedingt dabeihaben. Das Gewässer zu Ihren Füßen ist dabei mitnichten die Oder, wie viele Touristen annehmen, sondern die Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße – hier kurz „Kanal“ genannt. Der Verlauf der Oder kann nur erahnt werden. Sie schlängelt sich am Horizont in östlicher Blickrichtung unterhalb des Höhenzugs entlang.
Wenn Sie zu einem Zeitpunkt der Polderflutung (am besten nach der Schneeschmelze) nach Stolpe kommen, werden Sie die auf den Photos hier grüne Wiesenlandschaft als eine einzige Wasserfläche zu sehen bekommen.
Osterfest und Eiertrudeln
Jedes Jahr zur Osterzeit zieht es Familien mit Kindern zum Stolper Grützpott, um der schönen Tradition des Eiertrudelns zu frönen. Danach sind die Hänge der Erdwälle mit einem bunten Teppich von Eierschalen übersät.
Lage und Anfahrt
Stolpe liegt etwa 10 Kilometer östlich von Angermünde. Am einfachsten ist Stolpe über Angermünde, die B2 bis Dobberzin und dann die Kreisstraße 7302 über Crussow zu erreichen. Am Fuß der Kanalbrücke befindet sich ein Parkplatz. Hier folgen Sie dann einfach den Pfeilen und Hinweisschildern zum Turm.
Es gibt noch einen kürzeren Aufstieg über den Friedhof, den viele aber nicht finden oder kennen.
Weitere Quellen
Burgenführer Brandenburg
Stolper Steine: Geschichte und Geschichten aus der Uckermark
Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Bd.10, Berlin und Brandenburg