Rezension: Mit der Apfelgräfin durch das Jahr – Landleben damals & heute

Rezension: Mit der Apfelgräfin durch das Jahr – Landleben damals & heute

Die mittlerweile als „Apfelgräfin“ bekannte Unternehmerin Daisy Gräfin von Arnim hat wieder ein neues Buch veröffentlicht. Dieses Mal geht es durch die Jahreszeiten in der schönsten Landschaft Deutschlands: der Uckermark.

Erschienen ist das 176 Seiten starke Buch 2013 bei Francke-Buch.

Was dieses Buch so interessant macht, sind die eingeflochtenen Berichte der Großmutter von Michael von Arnim. Diese Großmutter, ein Mitglied der märkischen Adelsfamilie von Arnim, lebte auf Gut Kröchlendorff in der Uckermark und hat später in Eigenregie ihre Erinnerungen aus den 1920er und 1930er Jahren veröffentlicht. Aus diesen Lebenserinnerungen von Schloss Kröchlendorff tauchen immer wieder Abschnitte in dieser Publikation auf. Diese sind sehr gut zu lesen und aufschlussreich, schließlich tauchen wir da in eine längst vergangene Zeit ein. Ich habe gerade diese Passagen mit Interesse gelesen, denn wenn Frau von Bernuth (die besagte Großmutter) von den zu erledigenden Arbeiten berichtet, dann merkt man erst einmal, wie technikverwöhnt wir heute sind, wie einfach wir es in vielen Bereichen haben. Im Winter auf die zugefrorenen Seen und Teiche, Eis schlagen und auf Schlitten nach Hause in den Eiskeller fahren, damit damit im Frühling/Sommer der Eisschrank befüllt werden kann – wer kann sich heute noch so etwas vorstellen?

Dies als Aufhänger nutzend, berichtet auch die Apfelgräfin aus ihrem Leben, ihrer Arbeit im Jahresverlauf auf dem Lande. Dazu gibt es, wie soll man es nennen, Lebensweisheiten, Rezepte und Dekorations-/Bastelideen für den Leser. Das Ganze ist mit einer Vielzahl von Photos garniert, die leider zu einem nicht unerheblichen Anteil nicht von der Autorin selbst stammen, sondern bei Bildagenturen gelistet sind. Da hätte ich mir mehr Authentizität gewünscht. Zumal dadurch die Qualität der Bilder schwankt. Es sind durchaus einige professionelle Photos enthalten, aber bei vielen Detail- und auch Innenaufnahmen ist die Beleuchtung völlig unzureichend.

Das Buch ist außerordentlich gut aufgemacht. Es hat mit seiner fast quadratischen Größe genau das richtige Format für diese Art von Veröffentlichung. Der Einband ist sehr stabil und die Bindung macht auch einen guten Eindruck. Das schwere, weiße Hochglanzpapier lässt sowohl Schrift als auch Bildmaterial gut zur Geltung kommen. Die Schrifttype hätte ich mir etwas größer gewünscht.

Wermutstropfen

So, diesen Schwachpunkt des Buches muss ich jetzt leider ansprechen:

Es wäre eine wirklich gut gestaltete und ansprechende Buchveröffentlichung, wenn hier nicht so ein religiöses Sendungsbewusstsein stark zum Ausdruck kommen würde. Gottvertrauen und christliche Werte – alles schön und gut, aber in so einer Publikation?
Die Uckermärker haben von jeher die Ärmel hochgekrempelt und lieber selbst drei Handschläge getan, als einmal gebetet. Von daher bringt diese geschriebene Frömmigkeit einen irritierenden Unterton in das Buch, der meiner Ansicht nach, den eigentlich ganz guten Eindruck schmälert.

Fazit

Ein wirklich schönes Buch, das zwar nicht viel Neues aus dem Hause Lichtenhain und seiner Chefin, der Apfelgräfin, bietet – aber als Geschenk durchaus reizvoll ist. Der religiöse Unterton im Buch könnte einige Leser irritieren, aber es finden sich sicher auch welche, die genau darin das Besondere dieser Publikation sehen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist hier mehr als in Ordnung.