Der Nationalpark Unteres Odertal

Der Nationalpark Unteres Odertal

Das Untere Odertal zählt zu den faszinierendsten Naturlandschaften, die die Uckermark zu bieten hat.

Dieses ausgedehnte Urstromtal ist ein Eldorado für Naturliebhaber, die Erholung, Ruhe und Abgeschiedenheit suchen sowie einen sanften und naturnahen Tourismus zu schätzen wissen.
Es erstreckt sich entlang des deutsch-polnischen Grenzflusses Oder von Hohensaaten bis an den Stadtrand von Stettin*.
In diesem Artikel stelle ich die Region vor und gebe Tips, was es alles an Reisezielen und Ausflugszielen dort gibt.

  1. Der Versuch einer Landschaftsbeschreibung
  2. Der Nationalpark Unteres Odertal
  3. Sport und Freizeitaktivitäten im Unteren Odertal

Der Versuch einer Landschaftsbeschreibung

BaumOdertal Polder
Nasse Füsse

Hier findet der Besucher eine ganz andere Landschaft als in der restlichen Uckermark vor. Abgesehen von den steilen Talhängen, zeigt sich das Odertal flach und eben. Schon mittlere Höhenpunkte wie beim Grützpott in Stolpe, den Oderhängen bei Stützkow, dem Stettiner Berg bei Mescherin oder dem Schirmberg beim Tal der Liebe ermöglichen einen weiten Ausblick in das Land.
Das Odertal selbst ist weder besiedelt noch weist es eine erkennbare (Verkehrs)Infrastruktur auf. Stattdessen Natur pur. Das liegt einerseits daran, dass die Wiesen fast die Hälfte des Jahres überschwemmt sind und andererseits an den strengen Bestimmungen des Nationalparks, der hier vor über 20 Jahren eingerichtet wurde. An den Deichen, die das Untere Odertal begrenzen, trifft man häufig auf grasende Schafherden. Auf den asphaltierten Deichkronen des westlichen Winterdeiches verläuft der Oder-Neisse Radwanderweg.

Das Odertal bei Stützkow
Ausblick Odertal

Ein paar Plattenwege führen noch auf verschlungenen Wegen in und durch das Tal. Das war es dann aber auch schon. Ansonsten: Wiesen und Weiden, auf denen hier und da ein paar Kühe stehen und sich das frische Grün schmecken lassen. Es wird auch klassisch Heu gemacht. Die Landschaft ist mit Seen, Tümpel und Altwasserarmen in jeder erdenklichen Form und Größe durchsetzt. Ein unüberschaubares Gewirr, das selbst Einheimischen einiges an Orientierung abverlangt. Auf höhergelegenen Partien oder an den Ufern der beständigen Seen findet man Baumreihen, die hauptsächlich aus Erlen, Birken oder Weiden gebildet werden. Aber auch Eichen sind gar nicht so selten anzutreffen.

Tiefe Einschnitte Tal der Liebe
Tiefe Täler, steile Hänge

Die Talhänge und -höhen sind oft bewaldet. Dort wo eine intensive Bewirtschaftung (meistens Beweidung) stattgefunden hat, haben sich Trocken- oder Magerrasen-Hänge herausgebildet, die eine Tier- und Pflanzengesellschaft aufweisen, die es sonst nur in den östlichen Steppenregionen Asiens gibt.

Tiere und Pflanzen

Storch an der Oder
Storch

Am auffälligsten sind die vielen Wild- und Zugvögel, wobei letztere im Herbst und Frühjahr zu Tausenden anzutreffen sind. Es ist nicht verwunderlich, dass sich vor allem mit den Kranichwochen und Singschwantagen entsprechende Veranstaltungen im Unteren Odertal etabliert haben. Sonst sind Reiher und zum Teil auch Fischadler zu beobachten.
Bei den Land- und Wassertieren stösst der massenhaft auftretende Biber auf geteilte Sympathien. Die Fischwelt stellt ein Paradies für Angelfreunde dar. Fangfrischer Aal aus der Oder, in den kalten Rauch gehängt – ein Gedicht. Vor hunderten Jahren soll man sogar einen Wels (Waller) aus der Oder gezogen haben, der es auf eine Länge von über 5 Metern bei einem Gewicht von mehreren hundert Kilo gebracht haben soll.

Das Poldersystem und seine Funktionsweise

Das Untere Odertal ist Deutschlands einzige Region, in der ein großräumiges Poldersystem nach niederländischem Vorbild eingerichtet wurde und immer noch funktioniert.

Zum Schutz vor Überschwemmungen wurde das Flussgebiet Anfang des 20. Jahrhunderts großflächig eingedeicht und durch Baumaßnahmen umgestaltet. Hohe Winterdeiche bewahren die Siedlungen am Flussufer vor einer Überschwemmung. Entlang des Hauptstroms hat man sogenannte Sommerdeiche aufgeschüttet. Sie trennen die Polderflächen von der Oder. Die einzige Verbindung stellen die Flutwehre dar, die im Spätherbst geöffnet werden, sobald sich das erste Hochwasser ankündigt. Das Wasser kann dann auf die gesamte Breite des Unteren Odertals ausweichen. Vom ersten Winterhochwasser bis weit in das Frühjahr sind die Polder dauerhaft geflutet und verwandeln das Untere Odertal in eine riesige Wasserlandschaft. Kilometerweit blickt man auf eine einzige Wasserfläche, aus der nur noch einzelne Bäume oder kleine Inseln herausschauen.

Wenn das Hochwasser langsam aber spürbar abklingt, werden die Flutwehre wieder geschlossen. Das überschüssige Wasser wird dann durch Schöpf- und Pumpwerke nach und nach aus den Poldern in die Oder gepumpt, von wo es dann in Richtung Stettiner Haff und Ostsee fließt. Auf den ehemals vom Wasser eingenommenen Flächen zieht wieder Leben ein.

Die großflächige Fluss-Auenlandschaft ist Lebensraum für viele seltene oder geschützte Pflanzen und Tiere, unter anderem Biber. Auf den überschwemmten Wiesen rasten große Schwärme von Zugvögeln. Das Tal der Oder ist begrenzt durch unmittelbar steil ansteigende Hügelränder. Auf einigen besonders zerklüfteten Hängen haben sich bis heute Reste der ursprünglichen Wälder erhalten. Andere Bereiche sind aufgrund jahrhundertelanger Beweidung heute Trockenrasen.

Orte entlang des Unteren Odertals

Von Süden beginnend liegen diese Orte flußabwärts an den Ufern des des Unteren Odertals:

Auf deutscher Seite

  • Hohensaaten
  • Lunow
  • Stolzenhagen
  • Stolpe
  • Stützkow
  • Criewen
  • Zützen
  • Schwedt
  • Gatow
  • Friedrichsthal
  • Gartz (Oder)
  • Mescherin
Auf polnischer Seite

An der Ostoder

  • Bielinek (Bellinchen)
  • Piasek (Peetzig)
  • Radun
  • Zaton Dolna (Niedersaathen) – Tal der Liebe
  • Krainik Dolny (Niederkränig)
  • Ognica (Nipperwiese)
  • Widuchowa (Fiddichow)
  • Marwice
  • Gryfino (Greifenhagen)
  • Zabnica
  • Podjuchy

An der Westoder

  • Pargowo
  • Moczyly
  • Siadlo Dolne
  • Kurow
  • Ustowo

 

Sport- und Freizeitaktivitäten im Unteren Odertal

Im Unteren Odertal kann man sich hauptsächlich mit

  • dem Wasserwandern (Kaja, Kanu, Faltboot usw.)
  • dem Radfahren
  • dem Wandern/Spazieren
  • und der Naturbeobachtung

beschäftigen.

Wasserwandern

An einigen Orten entlang des Unteren Odertals gibt es auch Anbieter, bei denen man sich Boote und Material ausleihen kann bzw. die einen Bring- und Abholservice für eigene Boote im Programm haben.

Am bequemsten ist es aber, eine der geführten Kanutouren beim Anbieter flusslandschaft reisen (Frauke Bennett) zu buchen.

Radfahren

Wie bereits erwähnt, verläuft durch das Untere Odertal ein Teilstück des Oder-Neiße-Fernradweges. Sonst sind kleine Tagestouren durch das Untere Odertal in jedem Fall empfehlenswert.

Wandern/Spazieren

Das Untere Odertal ist jetzt keine klassische Wanderregion, da das Terrain keine große Abwechslung oder Herausforderung bietet. Allerdings liegen entlang und auf den Talhöhen einige Ausflugsziele von Bedeutung.

Naturbeobachtung

Amateurphotographen, Landschaftsmaler und Naturliebhaber finden hier mehr lohnenswerte Objekte als ein Menschenleben Zeit bietet. Nicht umsonst sind öffentliche Veranstaltungen der Nationalparkverwaltung wie die Kranichwochen im Herbst oder die Singschwantage im zeitigen Frühjahr so gut besucht.
*Das Untere Odertal ist nicht mit dem sich südlich anschließenden Oderbruch zu verwechseln.

weiterführende Links zum Unteren Odertal